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Zweiter Tag der Konferenz "Klima und Wandel in Amazonien"

Klimastörungen im Regenwald

 

Die brasilianischen Konferenzteilnehmer führen ihren Kampf um die Erhaltung Amazoniens bei aller Ernsthaftigkeit mit einem Optimismus, der im Forum 1 "Opfer und Akteure des Klimawandels in Amazonien" am Donnerstag durchaus ansteckend wirkte. Allerdings gaben die harten Fakten, die während der Diskussion zwischen dem regen Publikum und den Referenten zur Sprache kamen, nicht immer offensichtlichen Grund zur Hoffnung.



Die brasilianischen Opfer des globalen Klimawandels

Die ersten Vorträge des Tages belegten eindrücklich, dass der Klimawandel für den Regenwald genauso gefährlich ist, wie die Entwaldung für das globale Klima. Dem Ökologen Philip Fearnside zufolge kommt ein besonders pessimistisches Berechnungsmodell zu dem Schluss, dass das Ausbleiben von Niederschlägen im Amazonasgebiet bis zum Jahr 2080 zu einer weitgehenden Versteppung der Region führen wird. Eine Verstärkung des El Niño-Phänomens würde nach Ansicht  Fearnsides in einen Teufelskreis aus Dürre, Bränden und nachfolgender Entwaldung führen.

Die extreme Trockenperiode im Jahr 2005 gab Brasilien einen erschreckenden Vorgeschmack auf die drohenden künftigen Naturkatastrophen. Klimaforscher Paulo Moutinho wies darauf hin, dass neben den Anbauflächen der Landwirtschaft auch die Gesundheit und die kulturellen Lebensräume der Amazonasbevölkerung geschädigt wurden. Die sozialen Kosten des brasilianischen Staates beliefen sich auf 15 Milliarden US-Dollar.

Handlungsansätze der brasilianischen Regierung

Klimawandel und Entwaldung werden in der brasilianischen Öffentlichkeit heute als Probleme mit großer nationaler Bedeutung verstanden. Damit wächst der Druck auf den Staat, entsprechende politische Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten. Fernanda Carvalho gab als Vertreterin des brasilianischen Umweltministeriums einen Einblick in die umweltpolitische Projektplanung der Regierung Lula. Besonders innovativ erschien ein Überwachungssystem für Gemeinden, in denen der illegale Holzeinschlag in der Vergangenheit besonders hoch war. Der Verkauf von tropischem Holz aus diesen Gemeinden soll bei weiteren Verstößen künftig völlig untersagt werden. Neben den direkten Effekten dieser Embargo-Politik erhofft sich das Umweltministerium auch eine symbolische Wirkung, die weit über die betroffenen Gemeinden hinausgeht.

Die internationale Dimension

Die am Vortag begonnene Diskussion über effektive internationale Strategien zum Klimaschutz setzte sich am Donnerstag fort. Einmal mehr ging es um die Frage, ob die Finanzierung des Waldschutzes über die Marktmechanismen des CO2-Handels oder über die freiwillige Einrichtung internationaler Fonds erfolgen sollte, wie ihn z.B. auch die brasilianische Regierung fordert. Neben den bekannten Pros und Contras erläuterten die Referenten diesmal auch Kompromissvorschläge.

Imme Scholz vom DIE schlug vor, einen Handel mit internationalen Waldzertifikaten nur mit festen Obergrenzen zuzulassen. Die Menge des gehandelten CO2 wäre in diesem Fall zu gering, um den Industrienationen die Möglichkeit zu geben, eigene Verpflichtungen zu vernachlässigen. Die Einrichtung nationaler CO2-Märkte in Entwicklungsländern sei eine notwendige Vorstufe für diesen Schritt.

Nicole Wilke vom Bundesumweltministerium (BMU) stellte Pilotprojekte der Bundesregierung vor, in denen weitere Finanzierungsmodelle getestet werden. Die neue Klimaschutzinitiative ihres Ministeriums gehöre dazu, da künftige deutsche Erlöse aus dem CO2-Handel nun auch in Maßnahmen zur Erhaltung des Regenwaldes fließen würden.